Liberales Stadtgespräch mit Wolfgang Kohl vom Mettmanner Tierschutzverein

Anfang der 90er Jahre wollten meine Frau und ich etwas mit Tiefsinn und sozialem oder gesellschaftlichem Nutzen machen. Uns kamen die Gebiete Kinder, Senioren, Behinderte und Tiere in den Kopf. Alles ist uns eine Herzensangelegenheit, aber wir konnten nur ein Thema wählen, weil wir es mit viel Engagement angehen wollten. Meine Frau ist von klein an mit einem Hund groß geworden und gemeinsam waren seit langem Wellensittiche und seit Mitte der 90er Jahre ein Hund Teil unserer Familie. Und so fiel die Wahl recht schnell auf Tierschutz und die Mitarbeit im Mettmanner Tierschutzverein. Und schon seit 1998 bin ich dort nun selbst Vorsitzender.
In Hilden und Velbert gibt es jeweils ein Tierheim, welches hauptamtlich geführt wird. Eigner sind die dortigen Tierschutzvereine, die dann im Einzelfall sogar eine Wohnung direkt am Tierheim haben. Ein Tierheim ist einfach ein sehr großer finanzieller wie persönlicher Aufwand. Wir haben in Mettmann einen Jahresetat als Verein von ca. 15.000 bis 20.000 Euro. Ein Tierheim erfordert jährlich mindestens mehrere Hunderttausend Euro, was kontinuierlich auch reingeholt werden muss. Das ist für uns nicht machbar. So arbeiten wir sehr eng mit Hilden zusammen und freuen uns, dass aufzunehmende Tiere dort ein gutes Zuhause für hoffentlich kurze Zeit finden.
Wir beraten die Menschen, ob dieses oder jene Tier wirklich zu den Personen und derer Umgebung passt, da wir einige Erfahrung zu den unterschiedlichen Tierarten und Rassen haben. Im Laufe der Haltung stehen wir mit Rat und Tat zur Seite, aber auch, wenn es mal zu einem Nachbarschaftsstreit kommt, versuchen wir beiden Seiten zu helfen. So sind wir auch Ansprechpartner bei Beschwerden in tierischen Belangen. Ebenso sind wir Anlaufstelle für alles rund um Wildtiere: gefundene oder verletzte Tiere, die wir auch in Zusammenarbeit mit Tierarzt und -klinik behandeln lassen. Doch wir bekommen keine Sonderpreise und das ist finanziell daher eine große Herausforderung. Für finanziell schwächer gestellte Katzenhalter beteiligen wir uns sogar an den Kosten einer Kastration ihrer Hauskatzen.
Wir haben die Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit Ordnungsamt und Feuerwehr Fundhunde für kurze Zeit unterzubringen und zu versorgen. Für längere Dauer bringen wir dann die Tiere nach Hilden. Es passiert auch schon mal, dass mitten in der Nacht das Telefon klingelt. Der/die Anrufer/in erhält dann über die Bandansage entsprechende Informationen. Außerdem informieren wir am nächsten Tag die Polizei. Sollten sie also mal ein Haustier vermissen, dann rufen sie am besten dort als erstes an. Fast alle Haustiere finden so zu ihrem Halter zurück, was uns sehr freut.
Ein gefundenes Tier muss mindestens 14 Tage im Tierheim vorgehalten werden. Erst dann können Interessenten das Tier zu sich nehmen. Wenn sich dann doch noch der Halter findet, kann er es innerhalb von sechs Monaten zurückfordern. Dazu sollten dann alle Auslagen für Futter und Arzt während der Übergangszeit erstattet werden. Menschen, die sich ein Tier anschaffen möchten, sind also immer gut beraten, wenn sie als erstes in ein Tierheim schauen. Dort können sie sicher sein, dass die Tiere gut betreut und versorgt worden sind.
Für andere Tierschutzvereine kann ich nicht sprechen. Wir treffen uns Jeden zweiten Donnerstag im Monat im „Café am Markt“ und freuen uns über jeden, der sich erstmalig beteiligen möchte. Wir haben zwar rund 200 Mitglieder, aber es gibt schon ein Nachwuchsproblem. Neue Mitglieder zu finden, die uns alleine durch ihren Beitrag unterstützen, ist schwer. Und dabei ist der Jahresbeitrag mit nur mindestens 19 Euro denkbar niedrig. Es gibt also unseren Ortsverein, dann einen Landestierschutzverband und den deutschen Tierschutzbund. Die ganze politische Arbeit und Theorie kommt von oben zur Unterstützung und wir machen dann vor Ort die praktische Abwicklung.
Seit langer Zeit kämpfe ich für eine Verordnung, dass freilaufende Hauskatzen kastriert sein müssen. Das ist keine teure aber wichtige Operation. Leider sind bereits zwei Anläufe, dieses in Mettmann einzuführen gescheitert. Wülfrath und Erkrath haben es seit 2017 in einer Ordnungsverfügung stehen. In Kürze werde ich noch einmal versuchen, dafür eine Mehrheit in der Stadt Mettmann zu finden. Außerdem wünschen wir uns, dass die erhöhte Steuer für sogenannte „Kampfhunde“ abgeschafft wird. Es gibt keine Rasse „Kampfhund“. Das Problem ist immer der Mensch.
Ich bin politisch sehr interessiert und wurde von ganz verschiedenen Parteien auch schon angesprochen, ob ich nicht mal Mitglied werden möchte. Aber das ginge mir dann zu weit. Für mich wäre es wichtig, Strategien für die Zukunft zu haben, um ggf. mehr Einnahmen realisieren zu können.
Generell sollten wir die Stimmung in der Bevölkerung verbessern. Positives Denken und mehr Dialog unterstütze ich jederzeit. So finde ich diese Initiative der FDP auch gut, Menschen, Bürger/Innen, Geschäftsleute, Vereine und Politik zueinander zu bringen.
Wolfgang Kohl wurde 1953 in Mönchengladbach geboren. Seit 1986 lebt er mit seiner Frau in Mettmann und arbeitete bis 2016 in der Finanzverwaltung. Auf die Frage, er möge doch etwas über sich verraten, was keiner weiß, sagt er: Ich bin innen drin deutlich sensibler als man das durch mein extrovertiertes Auftreten erwartet und ich spiele leidenschaftlich gern und regelmäßig Tischfußball/Kicker.